Selbstverständlich gibt es keinen starren Zeit und Ablaufplan, dennoch möchte ich Ihnen hier einen exemplarischen Verlauf einer personzentrierten Beratungseinheit skizzieren:
Einblick in eine Personzentrierte Einzelberatung
„Hallo, möchten Sie einen Tee oder Kaffee?“
„Nein, Danke.“
„Sicher? Ich mach mir schnell einen Kaffee... Nehmen Sie Platz.“
„Ich würde dann vielleicht doch einen Kaffee nehmen.“
„Gerne.“
Ich reiche ihr die Tasse, setze mich hin und schaue sie an: „Was führt Sie denn her?“
Sie schweigt, schaut in ihre Tasse und sagt dann vorsichtig: „Vielleicht war es doch keine gute Idee...“
„Der Kaffee?“, sage ich bedacht.
Sie schaut mich irritiert an, lächelt und beginnt zu weinen. Wie nah unsere Emotionen doch beieinander liegen.
„Sie dürfen hier auch einfach nur sein. Sie brauchen nicht reden...“
Sie zieht ein Taschentuch aus der Box. „Danke.“
Wir schweigen. Ich merke wie sie sich entspannt. Die Stille ist nicht unangenehm, sondern sehr wohltuend.
Nach 5min und meinem ersten Kaffee unterbricht sie die Ruhe: „Ich glaube, es war doch eine gute Idee.“
Ich lächele.
Sie blickt sich um, schaut auf ein Foto, das hinter mir hängt, ein Geschenk von einer anderen Klientin, es zeigt das innere Kind. Das Schattenkind. Dort verweilt sie einen Moment und sagt: „Das Foto, hinter Ihnen, das erklärt, warum ich nicht über meine Vergangenheit sprechen möchte.“
„...weil sie Angst haben?“
„Ja.“
„Angst vor den Gefühlen?“
Sie beginnt erneut zu weinen.
„Sie machen das hier so gut!“, sage ich, selbst sehr berührt.
„Ich... ich...“, beginnt sie, bricht dann aber ab.
„Sie schämen sich?“
„Ja! Sooo sehr...“, schluchzt sie.