Der Sinn des Lebens ist 42. sagt sogar Google. Und was genau das bedeutet, muss jeder für sich selbst beantworten.
Maslow sagt es sei die Selbstverwirklichung.
Doch was bedeutet das?
Sich selbst verwirklichen?
Und genau hier wird es sehr individuell. Was ist denn mein Selbst?
Wir alle haben ein gewisses Selbstbild, ein Selbstkonzept. Spannenderweise haben wir selbst damit zunächst gar nicht sooo viel zu tun. Wir werden geformt und formen uns durch die Erfahrungen, die wir so mitbringen. Wir bewerten Menschen und Erfahrungen. Die einen wollen ähnlich werden wie ihre Eltern oder ihr Mentor. Andere lehnen ihre Eltern eher ab und wollen unbedingt anders werden oder sein. Auch Literatur prägt uns, Rollenvorbilder vermittelt durch Bücher oder andere Medien. Überall schnappen wir Dinge auf, erfahren, verstehen und verändern uns. Das ist leben. Immer wieder gibt es Störungen, Enttäuschungen, Irritationen, aus denen neue Aspekte folgen, durch die wir wachsen und blühen und Früchte tragen oder auch mal keine Früchte tragen...
Ich beginne wie immer mit einem kleinen, fiktiven Dialog.
„Weißt Du was furchtbar ist?“, fragt Lea ihren Freund melancholisch.
„Nein, aber Du wirst es mir sicher gleich verraten...?!“, sagt Christian und blickt von seiner Zeitung auf.
Lea schaut ihn an. Plötzlich komnen ihr die Tränen...
„Was ist den los?“, fragt Christian besorgt und legt die Zeitung weg.
„Das Leben ist endlich.“, sagt Lea leise...
Christian atmet erleichtert auf. „Ja, und?“, fragt er. Da muss ja noch mehr hinter stecken.
„Ich hab bisher so wenig da raus gemacht... und jetzt hab ich nen unbefristeten Job und könnte ja eigentlich froh sein, aber geht es jetzt einfach so weiter... bis wir sterben?“, fragt Lea unsicher.
„Was meinst Du?“
„Na ja, muss man nicht mehr machen, muss man nicht Ziele haben?“
Christian ist nun auch verunsichert...
„Überleg mal, wir haben irgendwie keine Ziele, und gerade jetzt im Homeoffice ohne Freunde, da ist nichts mehr, auf das wir uns freuen.“
„Ich freu mich über uns.“, sagt Christian, er fühlt sich arg angegriffen.
„Ja, aber was machen wir denn schon? Du arbeitest, ich arbeite, wir sitzen hier am Frühstückstisch, Du liest Deine Zeitung, abends gucken wir Serien... vielleicht sollten wir uns ein Hobby suchen? Wandern oder so?“
„Du willst Deinem Leben und uns einen Sinn geben und WANDERN?“, fragt Christian, als hätte Lea etwas furchtbar Dummes gesagt.
„Ach, das war dumm von mir.“, sagt Lea entschuldigend. Und fügt hinzu: „Vielleicht kriege ich auch einfach meine Tage...“
Christian widmet sich wieder seiner Zeitung zu. Lea schaut traurig aus dem Fenster.
Manchmal trifft es uns ganz plötzlich, vermeintlich grundlos, die „Sinnfrage“. Ein Moment, indem man realisiert, dass das Leben endlich ist. Indem man sich fragt, was man noch machen oder erreichen muss. Die Vorfreude fehlt. Auf was auch immer. Dann geht man vielleicht seine verschiedenen Bereiche und Optionen durch...
Das tat Lea vermutlich auch und ihre leise Ahnung, dass ihr auch was in der Beziehung fehlt wurde laut: Der gemeinsame Sinn fehlt.
Die Beziehung ist spannenderweise das, was am ehesten hinterfragt wird, in so einer Situation. Das fiese? Manchmal fehlt es einem an Sinn, weil man vielleicht schon immer die Selbstverwirklichung in seiner Rolle als Frau und Mutter gesehen hat, wenn das entweder nicht eintrifft oder aber die Kinder plötzlich ausziehen fehlt plötzlich die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung. Das bedeutet nicht zwingend, dass die Beziehung von geringer Qualität ist, manchmal bedeutet es einfach, dass man vielleicht nach einer Anderen Form der Selbstverwirklichung suchen muss oder darf. Doch hier soll es gar nicht um diesen Sinn des Lebens und den individuellen Sinn eines Menschen gehen, vielmehr um den Sinn einer Beziehung.
Je mehr gemeinsamen Sinn innerhalb der Partnerschaft gefunden werden kann, desto tiefer, reicher und lohnender wird die Beziehung und desto stärker die Freundschaft.⠀
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Lea und Christian allerdings haben kaum einen „gemeinsamen Sinn“, beide arbeiten, vor Corona haben sie ihre Wochenenden gerne mit Kurztrips verbracht oder eben mit Freunden. Jetzt ist das anders und Lea wird bewusst wie viel ihr fehlt, wie unglücklich sie ist und wie gerne sie zusammen mit Christian wachsen will, auf irgendwas hinarbeiten möchte, sich einen gemeinsamen Sinn wünscht.
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Beide sehnen sich offenbar nach etwas „Gemeinsamen“, ein Projekt, ein Hobby, einem Sinn. ⠀
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Wie kann man diesem ‚Schwinden des Sinns‘ vorbeugen?⠀
Was kann man tun, wenn man sich in andere Richtungen entwickelt hat und der gemeinsame Sinn verloren ging?⠀
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Dazu gleich mehr.
In der konkreten Situation hätte es Lea schon gereicht, wenn Christian gesagt hätte, er sehe es ähnlich. Wenn sie das Gefühl gehabt hätte, ernst genommen worden zu sein. Wenn er auch nur eine Idee dazu beigetragen hätte.
Hat er nicht. Warum? Weil er sich zunächst überfordert und dann angegriffen gefühlt hat. Es tat weh. Und um diesen Schmerz nicht so groß werden zu lassen, musste er Lea unterstellen, dass sie etwas Dummes gesagt hat. Er musste sie abwerten.
Das ist menschlich. Vollkommen natürlich. Und dennoch ist es etwas, gegen das es sich zu gegensteuern lohnt. Insbesondere in einer Beziehung. Christian hätte seine Verletzung transparent machen können und Lea wäre bewusst geworden, wie wichtig sie ihm ist. Wie ernst er sie nimmt und beide hätten begutsam überlegen können, was sie tun könnten oder wie sie Damit umgehen.
Nun die 5 Ideen, die der Beziehung mehr Sinn verleihen könnten:
Gemeinsamkeit durch Rituale⠀
Kindern geben Rituale Sicherheit, sie sorgen für Geborgenheit, Verlässlichkeit, Vertrauen. Das gilt aber nicht nur für Kinder: Erschafft gemeinsame Rituale, bei den Mahlzeiten, bei der Begrüßung, beim Abschied, beim Aufstehen, am Wochenende oder wenn jemand krank ist.⠀
Etwas kleines, auf das man sich verlassen kann, ein Ritual auf das man sich freuen kann.
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„Wir-Gefühl“⠀
Redet über eure Gemeinsamkeiten und Unterschiede, wo profitiert ihr von der Andersartigkeit? Was macht euch als Paar, als Team so unschlagbar?
In meiner Praxis erlebe ich es sehr oft, dass die Andersartigkeit, die lange für Ergänzung gesorgt hat, von der profitiert haben, in einer Krise für wahnsinnig viele Konflikte sorgen kann. Plötzlich werten wir „das Andere“ ab, finden unsere eigenen Perspektiven und Wege viel besser und sind frustriert.
Das liegt oft darin begründet, dass man sich nicht mehr gesehen, gewertschätzt geliebt fühlt und endet damit, dass man dann auch nicht mehr verstanden und gehört wird. Und so geht es Beiden.
Ein Beispiel: Der Mann der erstmal abwägt und Ruhe bewahrt, eher reagiert, statt vorschnell zu handeln. Die Frau, die ihrem Gefühl folgt und begeistert und aktiv ist. Sie ergänzen sich perfekt. Die Frau begeistert ihren Mann für eine Weltreise, die er ohne sie niemals gewagt hätte. Viel zu riskant. Und der Mann, dessen Frau vielleicht auch mal sehr impulsiv agiert ohne groß nachzudenken, kann sie vor einem größeren Risiko bewahren.
Jemand der nur schwer Entscheidungen treffen kann, benötigt manchmal einen Schubs. Jemand der zu schnell Entscheidungen trifft, vielleicht eine sanfte Bremse.
Wenn es jedoch zwischen beiden kriselt und die Frau impulsiv und leidenschaftlich wird und der Mann dann Ruhe bewahrt, wirkt es auf die Frau so, als sei sie ihm egal: Wie kann er so komplett emotionslos sein? Den Streit abbrechen und einfach gehen?
Und der Mann ist komplett überfordert, hilflos und ihm wird suggeriert, er mache alles falsch oder ist einfach zu wenig, falsch.
Wenn es einem Paar jedoch gelingt sich diese Andersartigkeit (im Idealfall vor einer Krise) bewusst zu machen, zu kennen und zu schätzen und sich beide vielleicht auch bewusst darüber sind wie gut sie es haben, weil sie sich ergänzen, gelingt es in einer Krise auch besser zu verstehen, dass seine Ruhe kein Zeichen von Desinteresse ist und ihre Impulsivität kein Zeichen von: ich mache Dich nieder“ ist.
Diese Andersartigkeit wird nicht zum Angriff angewandt, sie ist keine Provokation, sondern sie ist einfach da, war sie vorher auch.
Ziele, Träume und Visionen⠀
Welche Ziele hast Du? Welche Dein Partner? Im Leben, in der Beziehung von diesem Jahr. Erarbeitet gemeinsame Ziele und unterstützt euch bei euren individuellen Träumen.⠀
Manchmal fehlt eben einfach so was wie Vorfreude, auf ein Projekt, Urlaub oder eine bessere Zeit. Und wenn. Wir gerade ohnehin unzufrieden sind und uns nicht aufraffen können, wünschen wir uns insgeheim, dass uns jemand zufriedenstellt. Doch am Ende ist es viel schöner und kraftvoller wenn wir es selbst geschafft haben und dabei begleitet wurden.
Wenn es Dir an beruflichen Erfolg mangelt und damit einhergehend auch an Geld bspw., dann mag es kurzfristig schön sein, wenn Du etwas geschenkt bekommst, was Du Dir nicht hättest leisten können. Aber langfristig wird Dein Bedürfnis nach Erfolg dadurch auch nicht gestillt.
Manchmal wissen wir selbst nicht, um was es uns eigentkich geht, wir sind unzufrieden mit uns UND haben das Gefühk nicht geliebt zu werden. Das machen wir unserem Partner oder unserer Partnerin dann zumVorwurf und selbst wenn dieser oder diese uns dann begehrt (oft kommt es jedoch nicht so weit) sind wir dennoch unzufrieden. Weil wir uns eigentlich nach so was wie Selbstliebe sehnen.
Symbole⠀
Habt ihr gemeinsame Symbole, Dinge die euch wichtig sind? Gemeinsame Anschaffungen die ein „Wir-Gefühle erzeugen. Fotos? Was bedeutet Familie und euer Zuhause für euch? Gibt es gemeinsame Erinnerungen? Einen Ort der euch verbindet?
Je klarer und bewusster ihr euch dieser Symbole seid, desto stärker eure Verbundenheit, je größer die Verbundenheit, desto gewappneter seid ihr in Krisen. Und desto weniger lauft ihr Gefahr euch alleine und hilflos und unsicher zu fühleb.
Zuwendung
Seid einander zugewandt, nehmt die Sorgen und Ängste ernst, hört einander zu, hört euch auch die gleiche Geschichte 2x an ohne es zu Kommentieren, zeigt eure Verbindung durch Zustimmung.
Zuwendung, insbesondere die „Verbindung durch Zustimmung“ ist so ein sehr schwieriges Thema, weil diese kleinen Angebote im Alltag manchmal nicht als solche verstanden werden.
Sie sagt etwas furchtbar belangloses in der Hoffnung ihr Partner stimmt ihr zu, das würde für Bestätigung und Anerkennung sorgen.
Tut er es nicht, ist sie verletzt, denn es ging ihr gar nicht um die Sache, es ging ihr um Bestätigung.
Für ihn jedoch ging es um die Sache, und als er rational und emotionalos widerspricht und sie verletzt reagiert, fühlt er sich in die Ecke gedrängt: "Ich muss Dir also nach dem Mund reden???"
Das trifft sie noch mehr. Und am Ende streiten sie ne halbe Nacht bis zur Erschöpfung.
Das ist andersrum übrigens genau so.
Wie geht es Dir jetzt damit? Ganz schön viele Worte, was? Bist Du verwirrt? Aufgewühlt? Oder fühlst Du Dich verstanden? Bist zuversichtlich?